Der Blick aus dem Fenster erinnert mich an Antoine de Saint-Exupéries Nachtflug und an einen traurigen Blick auf Paris. Seltsam, warum ich in einem Flugzeug immer so ein Gefühl von Unverwundbarkeit empfinde. Theoretisch könnte ein solcher Stahlkoloss abstürzen, aber das ist sehr viel unwahrscheinlicher als, dass er fliegt – und das wiederum erscheint mir völlig unmöglich.
Archiv der Kategorie: Deutschland
Bölle
Lenninger Alb
Schee, gell?
Leoberg
Ich zeige Gina meine alte Schule. Links oben war mein Klassenzimmer, soweit ich mich erinnern kann.
Ochsenwang
Zwischen Schillerstadt und Lissabon liegt Ochsenwang. Nick nervt, bis ich das Rad von Dagmar repariere und das Schloss aufsäge. Er freut sich über den breiten Sattel, der gut zu meinem fetten Arsch (Zitat) passe, wie er meint. Immerhin tut der unverschämte Bengel etwas für meine Statur und motiviert mich zu einer Tour mit dem neugesattelten Drahtesel über die Schwäbische Alb.
Lisboa
Die Reise nach Lissabon beginnt mit einer Salsa-Party im Wiesbadener Park Café, gefolgt von adäquatem Haarschnitt durch Meister Kugler. Ob der Haarschnitt nützt bleibt abzuwarten. Das Park Café kann man langsam leider ad acta legen. Die Musik scheppert wie ein Autoradio aus den 60er Jahren und die neuen Barkeeper (oder ist das bloß ein Ladenhüter?) langweilen mich zu Tode. Muss ich mit nacktem Bauch auf dem Tresen tanzen, bevor ich was bestellen darf? Dähkihrih … hä? … Stunden später … Sie hatten einen Margarita bestellt? Schliesslich giesst er mir ein Sprite mit Vodka ohne Eis ein (oder war es ein Sprite ohne Vodka und ohne Eis??).
Göttingen
Die letzten Kilometer fliegen mit 200 Stundenkilometern durch die Nacht. Der Lomo-Autohof bei Guxhagen rast an mir vorüber, genau wie vor fünfundzwanzig Jahren. Die Spießbratenbude von Kassel existiert wohl längst nicht mehr, aber das Clarion Hotel in Göttigen, auf dessen Parkplatz der winzigkleine Löwe im eiskalten Schnee alle viere von sich streckte. Jetzt ist es wieder eiskalt, aber trocken und glatt. Ich habe Heisshunger, erspare mir aber einen matschigen Burger vom König im eigenen Saft. Statt dessen trinke ich ein Bier, was auch nicht viel gesünder ist, aber weniger schwer im Magen liegt.
London habe ich noch nicht verdaut. Skuril. Schrill. Klassisch, mit schwarzen Cabs und einem blattgoldstrotzenden Palast. Ich bin todmüde. Ich mache so eine Art Artclass, mit ein paar bunten und einigen nicht so bunten Bildern. Mein Gehirn arbeitet seeehr langsam. Die Bilder werden trotzdem hÜbsch. Hier ist eins – kein Ergebnis künstlerischer Ambitionen, sondern Produkt einer hochwissenschaftlichen Bildbearbeitung:
Jaa! Ich weiss, das ist nicht Göttingen. Es ist Paris, aber trotzdem schÖn. :o) Fest steht, das Essen ist billiger in Göttingen (als in Paris) und die Wege sind wesentlich kürzer. Statt zum Gare de Montparnasse gehe ich zum Wilhelmsplatz und inspiziere das Blue Note, wo mittwochs Salsa getanzt wird. Heute ist Dienstag und geschlossen.
Jetzt wird geschlafen. Ich habe schon ganz kribbelige Finger … Der Mittwoch ist dann etwas besser. Ich bin ausgeschlafen, obwohl ich von einem mysteriösen Telefonanruf geträumt habe. Geträumt? Hat das Telefon nun geklingelt oder nicht? Unrekonstruierbar. Unwahrscheinlich allerdings, dass der Portier heute morgen tatsÄchlich mit strafendem Blick mein Zimmer betrat und fragte, ob ich diese Type sei, die das Telefon nicht abhebt … „Diese Type“? Das habe ich doch schon einmal gehört. Unwahrscheinlich, dass dies alles tatsÄchlich passierte, aber zumindest rein physikalisch nicht unmöglich.
Einen Salat im Nudelhaus und ein (?) Glas Kilkenny im Irish Pub … dann heim (?) ins Hotel und slaaafen … Donnerstag ist cool! Abends essen wir mexikanisch mit den türkischen, amerikanischen und polnischen Kollegen, wobei der Amerikaner eigentlich ein gebÜrtiger Ungar und RumÄne aus North Dakota sein soll. Am Ende des Abends beschliesse ich ein Foto zu machen und reisse den Apparat aus der Manteltasche, von wo er sich im Parabelflug aufs Pflaster begibt … kaputt. Seufz! Das ist der Preis, für den ich am Freitag die Optik verstehe. Fourrier-Transformation? Ganz einfach. X und Y sind die Frequenzen und die Amplitude ist der Grauwert. A Mikrosgop isch auflesungsbegrenzd, weil an grosser LKW net in a gloine Garag‘ basst. So einfach isch dees!
Wozu um alles in der Welt sollte jemand sein Leberkäs‘-Brötchen in der Garage parken???
Stuttgart
Stalltüren
Zwei dicke Elefanten
Wollten inkognito Heimwandern.
Doch alle Passanten
Erkannten die Elefanten
Als Flüchtlinge aus dem Zoo.
Und wenn sich auch niemand getraute,
Sie anzufassen, ward ihnen doch klar,
Dass man ihre Absicht durchschaute
Und dass nun bald etwas im Gange war.
Verfolgt von einem grossen Heer
Von Schauvolk und Soldaten
Und Autos, Mob und Feuerwehr
Schwenkten sie links und betraten
Zwei Eingänge einer Bedürfnisanstalt
– Für Herren und für Damen –
Und äpfelten. –
Schutzleute kamen
Und haben sie niedergeknallt.
Joachim Ringelnatz (1883-1934)
Wiesbaden
Mit Dagmar in Käfer’s Bistro im Kurhaus einen Wellnessteller und eine Quittenterrine vertilgt.
Darmstadt
Das 603 Quadratmeter in Darmstadt hat einen seltsamen Betonboden, auf dem man sich bei Spins gerne das Knie bricht. Ich frage eine junge Dame, ob sie Salsa tanzt. Sie schaut mich empört an und sagt: Natürlich! Ich bin Peruanerin. Ich gebe es für heute auf zu tanzen und fotografiere noch ein bißchen.