Nachtflug

Der Blick aus dem Fenster erinnert mich an Antoine de Saint-Exupéries Nachtflug und an einen traurigen Blick auf Paris. Seltsam, warum ich in einem Flugzeug immer so ein Gefühl von Unverwundbarkeit empfinde. Theoretisch könnte ein solcher Stahlkoloss abstürzen, aber das ist sehr viel unwahrscheinlicher als, dass er fliegt – und das wiederum erscheint mir völlig unmöglich.

Dann fliegt er doch, mitten durch ein Schneegestöber. Warum sieht man Linien, bei 900 Stundenkilometer schnellen Schneeflocken? Warum keine weiße Fläche? Ist mir unerklärlich. Fällt Schnee nicht zufällig, sondernin Kilometer langen Mustern? Was ist das für eine eigenartige Struktur? “Ich sehe wieder Land dort unten”, sagt eine Frau neben mir. “Solange Sie kein Land über uns sehen ist mir das egal”, antworte ich und versuche entspannt zu lächeln.

Plötzlich reist der Faden ab. Das Schneegestöber entschwindet und ich gleite auf einem Eiertanz von Turbulenzen in die Tiefe. Ein Lindwurm von Automobilen kreuzt unseren Weg, kleine Ameisen unterwegs in wichtiger Mission von Ah nach Be. Gleich bin ich da und lausche dem Klang der Moldau.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.