über Rustawi und David Gareji nach Sighnaghi

Von Zalka aus fahren wir durch eine Landschaft, die wie Nebraska wirkt. Gras und Vieh, sonst nichts.

Riesige Rinderherden scheinen hier zu weiden, aber die Region wirkt menschenleer.

Interessanterweise gibt es hier aufgeforstete Wälder, die noch aus Sowjetzeiten stammen müssten.

Die Straßen sind in schlechtem Zustand, aber wir haben es ohnehin nicht eilig.

In dieser Gott-verlassenen Region sollen die Sowjets damals Russen angesiedelt haben. Die Häuser scheinen verlassen, aber intakt.

Vielleicht sollte man einfach eines kaufen. Wer weiß, wofür das gut sein könnte.

In der niederkartliesischen Provinzhauptstadt Marneuli finden wir schließlich ein Frühstück. Im Grunde wäre ich mit einem Kaffee zufrieden gewesen, aber statt dessen gibt es Gurkensalat und Kebap.

Der Ort liegt nah an der Grenze zu Armenien und Aserbaidschan, man fühlt sich aber wie in der Türkei.

Dann nähern wir uns Rustavi, der mit knapp 150,000 Einwohnern viertgrößten Stadt Georgiens.

Hier muss ein riesiger Industriestandort gewesen sein.

Bis heute scheint die Stadt belebt, aber sie wirkt etwas unwirklich. Versunkene sowjetische Größe, ähnlich wie in Bordschomi.

Mit etwas mehr Zeit hätte sich ein fotografischer Spaziergang gelohnt. Leider fällt uns das erst später auf.

Wir durchqueren den Ort auf schnellstem Wege.

Direkt an der aserbaidschanischen Grenze entlang fahren wirmit zwei Schweizern um die Wette, die das gleiche Ziel haben wie wir.

Die Route geht direkt an der Grenze entlang, die nicht sehr freundlich wirkt. Die Landschaft erinnert mich an Israel.

Langsam nähern wir uns unserem Ziel David Gareji, wobei weit und breit nichts zu sehen ist.

Als wir uns verfahren, werden wir von Soldaten gestoppt. Die geht es nicht weiter. Auch dies erinnert mich etwas an Israel.

Aber dann erreichen wir das Kloster.

Der Anblick ist sogar hier unten schon atemberaubend.

Das Mitte des 6. Jahrhunderts entstandene Kloster liegt atemberaubend schön.

In die Felsen wurde Kanäle eingekratzt, die das Wasser zu Zisternen leiten.

Leider ist der schönste Teil des Klosters derzeit wegen eines Grenzkonflikts mit Aserbaidschan gesperrt.

Das ist wirklich sehr schade.

Wir brechen schweren Herzens auf, ohne die weltberühmten Fresken zu sehen.

Dafür sehen wir diese unfassbar schöne Landschaft.

Man kann sich gar nicht satt sehen daran.

Dies muss Udabno sein, wo es archaeologische Fundorte aus der Eisenzeit geben soll, die wir leider verpassen.

Aber man kann nicht alles sehen.

Als Kind hatte ich einmal ausgerechnet, wie lange es dauern würde, jedem Menschen kurz die Hand zu schütteln.

Auf mehr als 600 Jahre war ich damals gekommen, wenn ich nichts anderes täte, als allen damals 4 Milliarden Menschen für einige Sekunden die Hand zu schütteln.

Und jeder dieser Menschen hat einen Lieblingsort auf diesem Planeten.

Man kann nicht überall gewesen sein.

Man muss sich bescheiden. Aber das ist nicht einfach einzusehen.

Einzusehen schon. Es ist nicht einfach zu akzeptieren!

Wenn so viele Eindrücke auf einen einströmen, scheint die Zeit ganz langsam zu vergehen. Aber ist das erstrebenswert?, frage ich mich auf dieser Reise.

Dann nehmen wir eine Abkürzung, deren Ende uns jäh aus allen philosophischen Betrachtungen reißt. Nicht durch all diese Schlaglöcher zurück! Der Militärlaster nimmt die Hürde mit links.

Auch dieser Mercedes versinkt nicht in den Fluten.

Dann komme ich! Wir kaufen eine gigantische Melone nach diesem Schreck und verzehren ein paar Scheiben davon.

Dann erreichen wir Sighnaghi, da sehr an einen Touristenort in der Provence erinnert. Am Ortseingang beziehen wir das bedeutungslose Kanudosi Guest House, das unsere Melone in den Kühlschrank stellt und später an eine Chinesin zum Nachtisch verkaufen wird.

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