Tbilissi: Eine Stadt, die eine Woche verdiente, wenn das Land nicht so schön wäre

Heute verbringen wir einen Tag in Tbilissi, der Stadt, die angeblich Tifilis heißt, weil die Russen den richtigen Namen nicht aussprechen konnten.

So zumindest erklärt man uns das. Wir spazieren von unserer Unterkunft hinunter zum Platz der Freiheit.

Nicht ohne jeden Hinterhof zu bestaunen.

Die georgischen Holzgeländer sind wirklich allerfeinst, egal in welchem Zustand sie sich befinden.

Die Häuser wirken manchmal etwas renovierungsbedürftig, aber trotzdem charmant.

Wobei man den Charme der Renovierungsbedürftigkeit auch übertreiben kann.

Dieses Tor hier nehme ich mit.

Und diese Holzgeländer auch.

Dieses Holzgerüst eher nicht.

Obwohl die Statik schon beeindruckt, muss ich sagen.

Paul meinte, das sei schon fachmännisch gebaut. Aber er muss ja nicht darauf herum turnen.

Überall wird restauriert und gebaut.

Eine Feuerleiter aus Holz? Hm …

Die Stadt ist auch sehr grün, was alles sehr gemütlich wirken lässt.

Zumindest solange es stehen bleibt.

Überall gibt es Details zu bestaunen.

Ich bekomme bald einen steifen Hals Hals vom hoch gucken.

Dann suchen wir das Georgische Nationalmuseum.

Irgendwo zwischen dem Platz der Freiheit und dem Holiday Inn finden wir es.

Der Türsteher wirkt aber nicht sehr freundlich.

Innen bekomme ich meinen üblichen Museumskoller. Schrecklich! Man bekommt auf alles Lust: Archäologie, Zoologie, Herbarium …

Eine Eiersammlung! Das wäre doch was.

Dieser Tiger wurde ganz in der Nähe erschossen? Ähem … wie kommen wir nachher heim? Ich nehme ein Taxi.

Am schönsten sind die Goldschätze, wie ich finde.

Viele dieser Schmuckstücke sind 2000 Jahre alt. Man würde sie auch heute noch tragen, oder?

Also ich vielleicht nicht, aber Du?

Vielleicht könnte man einen Goldschmied beauftragen, eine Kopie anzufertigen.

Sind das Ohrringe? Autsch!

Ich bewundere den Charakter der Archäolog*innen, die dies dem Museum überantworten, statt es selber zu tragen.

Samtavro? Da waren wir doch gestern!

Dieser Schmuck existierte schon seit hundert Jahren, also die Heilige Nino das Christentum nach Georgien brachte.

Seufz! In meinem letzten Leben werde ich Goldschmied.

Oder ich arbeite in einem Skriptorium.

Max, kannst Du das mal vorlesen bitte?

Und das da auch.

An diesem See waren wir schon. Allerdings nicht mit so vielen Leuten.

Vermutlich Nino – ich hab’s nicht notiert.

Dabei halte ich meinen Notizblock für ein wichtiges Instrument.

Einige der anderen Gemälde kann ich aber rekonstruieren, was ich irgendwann tue.

Endlich weiß ich, warum das Schnappschuss heißt!

Dieses Objekt ist Bestandteil experimenteller Archäologie. Ein Brennofen für die Herstellung von kostbaren mit Perlen besetzten Bechern.

Zwischendurch trinken wir einen Kaffee mit falschen Kameraeinstellungen.

Dann besuchen wir das Shalva Amiranashvili Museum of Fine Arts, ein paar Häuser weiter.

Ich kann mich gar nicht satt sehen an den Bildern, so wie an diesem Bazar von Mose Toidze Bazazkhana, den noch nicht einmal das Internet zu kennen scheint.

Es wirkt alles so nah und ist doch lange her.

Wobei mir nicht klar ist, ob die Fantasiewelten der Künstler nicht realer sind, als die Realität. Der Bazaar in Samarkand, wie das vorhergehende von Gigo Gabashvili!

Samarkand

Das in Usbekistan gelegene Samarkand existiert ja tatsächlich, aber es erscheint mir dennoch surreal.

Auch die Wehrtürme von Swanetien hat er gemalt. Sie bleiben diesmal für uns unerreichbar. Etwas erleichtert war ich, kurz. Im nachhinein unbegreiflich.

Das alte Tbilissi scheint sich nicht verändert zu haben.

Und wo sollte das wohl sein, wenn nicht in Sighnaghi?

Das Museum hat mittelmäßige Bewertungen, was ich nicht nachvollziehen kann.

Ich bin wirklich sehr beeindruckt, auch von dieser Künstlerin. Irina Valeryanovna Shtenberg scheint im Internet völlig unbekannt.

Dabei sind die Bilder großartig, wie ich finde.

Ist das ein Picasso? Nein!

Ich bin kein Kunstexperte, aber dies ist unheimlich schön.

Auch dies scheint der Blick von Sighnaghi ins Tal des Alasani zu sein.

Ein Selbstportrait des Künstlers Shalva Kikodze. Man sollte meinen, dass man ihn kennt, aber es existiert noch nicht einmal ein deutscher Wikipedia-Eintrag.

Dabei sind seine Bilder fantastisch.

Und dies ist kein Pieter Bruegel, sondern eine Elene Akhvlediani, deren Wikipedia-Eintrag an Schlichtheit kaum zu ertragen ist.

Ich könnte die ganze Woche hier verbringen.

Überall in Georgien scheint es ums Essen zu gehen. Auch in diesem Gemälde von Lado Gudiaschwili .

Oder in diesem hier. Offenbar liebte er Schaschlik. Oder er malte hungrig.

Dieses war eine meiner Lieblingskompositionen.

Während das hier etwas gruselig ist.

Dieses Blau! Das will ich im Badezimmer. Das ganze Bild!!!

Überall wird gefeiert und gegessen.

Selbst in den größten Panoramen.

Man muss es im Detail betrachten: Wein! Und dort hinten?

Die Frauen sitzen getrennt und ihr Wein ist etwas spärlicher.

Und ein Koch kocht Suppe. Für wen?

Dieser Koch war mein Lieblingsbild. Er erinnerte mich an meinen Sohn.

Wobei das Wein-gefüllte Schwein auch nicht schlecht ist.

Und dieses unfassbare Fest vor dem Mond-beschienenen See.

Was essen die da?

Ein Gemälde noch, dann schließt das Museum.

Offenbar ein Festmahl zur Weinlese.

Ich bekomme Durst.

Vor allem aber Hunger.

Wir müssen raus hier. Etwas essen gehen.

Hindurch, durch diese wundervolle Stadt.

In der jeder Hinterhof eine Überraschung birgt.

Wenn nur der Rest des Landes nicht so schön wäre, dann würde ich wochenlang hier herum stöbern.

Nur die Statik ist etwas gewagt.

Aber sonst?

Und was besagt schon die Statik?

Abstützen, dann hält das schon.

Eine Stadt der Balkone.

Wo ist denn nun das Restaurant?

Ja langsam habe ich eben wirklich Hunger.

Na endlich – ein Bier!

Und ein bisschen was zu essen.

Aber nur ein bisschen.

Nein! Ich will nicht wieder platzen.

Satt kehren wir heim.

Ein zweidrucksvoller Tag.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.