Lissabon

Ich fühle mich etwas benebelt heute morgen. Gähn. Warum muss ich aufstehen?

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Frühstück bringt auch keinen Durchbruch. Ananas, unreife Mango und Danone Yogurt auf den Eierbrei transformieren mich bloss in eine Biotonne, sonst nichts.

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Dann geht es los – harte Arbeit unter Palmen und Orangen, aber der Tag bleibt verwirrend. Ich stelle fest, dass es durchaus eine Qualifikation sein kann, wenn man nicht sehr organisiert im Sinne fester Arbeitsstrukturierung ist. Eine amöboide Lebenseinstellung ist unter exotischen Bedingungen durchaus förderlich.

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Zu Essen gibt es wieder Fisch. Selbst in der Krankenhauskantine ist das Essen ausgezeichnet. Die Portugiesen lieben Süßigkeiten. Sie haben eine Technologie entwickelt, mit Hilfe von Eiern Zucker noch süsser schmecken zu lassen, als er pur schmecken würde. Wozu bleibt unklar. Später zeigt Laura mir das ehemalige Expoareal, wo heute eine riesige Shopping Mall steht. Beeindruckend, aber so hübsch auch wieder nicht. Ich werde mich auch an der Altstadt festhalten.

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Immerhin gibt es hier Häagen Dazs, das mich aussehen lässt wie ein lila Sparschwein. Schmeckt das wirklich? Ich glaube, in der Not frisst das Sparschwein Pfennige. Ich möchte ungern meine gastronomische Irrfahrt in den amerikanischen Südwesten wiederholen. Brrrrrrrr.

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Ich muss dringend Salsa tanzen gehen, sonst behält mich der Metzger gleich da. Also los. Ab in die Nacht, die in Lissabon besonders schön leuchtet.

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Die weissen, handverlegten Pflastersteine reflektieren tagsüber das Sonnenlicht und erhellen die Stimmung der melancholischen Einwohner, die nicht umsonst den Fado erfunden haben. Nachts spiegeln sich in diesen Steinen die Straßenlaternen, gerade als habe es eben erst geregnet.

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Am liebsten mag ich die Electricos. Wie kleine Gespenster huschen diese alten, winzigen Straßenbahnen durch die Gassen und ihr Labyrinth von Kurven, Bergen und Ecken. Ich werde suchen, ob es sowas als Souvenir zu kaufen gibt.

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Seltsamerweise rasen oft zwei Wagen in kurzer Entfernung hintereinander her, als ob sie um die Wette fahren würden. Dann verklingt das metallische Kreischen und man hört lange nichts als die Nacht.

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Ich betrete eines dieser Ungeheuer über eine klapprige und steile Metallleiter, stehe etwas ratlos neben dem Fahrer und frage, wie man hier wohl bezahlt. Der Fahrer sieht mich verwundert an und sagt: “You give me 1,35 Euro. I give you a ticket and that’s it”.

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Zum Aussteigen drückt man einen roten Knopf, eine schrille Glocke ertönt, eine Anzeige blinkt und das huschende Gespenst hält an der nächsten halbwegs ebenen Stelle. Dann öffnet sich knarzend die klapprige Tür und spuckt einen irgendwo hinaus in die Nacht.

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Im Tal fließt lautlos und pechschwarz der Rio Tejo, während das Panteon schrill wie ein Leutturm in die Nacht strahlt.

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Ich schlendere durch Bairro Alto zur Salsa Bar Cuba Compay, wo drei angetrunkene Teenysalseras herumhängen, mache auf dem Absatz kehrt und wandere zurück zum Hotel.

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