Der Tag beginnt mit Kopfschmerzen und ich erwäge zeitweise, mir einfach die Decke über den Kopf zu ziehen und überhaupt nicht zu antworten. Ivonne ist aber unerbittlich und schreibt mir eine sms: Stehe vor dem Hotel!
Wir fahren also erst mal nach Coyoacán, bestaunen dort vom Auto aus ein paar Häuser und Autos, um dann ins Café El Jarocho zu gehen, um etwas zu frühstücken. Man sieht mir an, dass es nötig ist.
Ich nehme also einen Mokka, was hier Kaffee mit Schokolade bedeutet, und einen grossen fettigen Bagel mit Zucker und Zimt.
Anschliessend rasen wir auf die Autobahn, holen Kind und Kegel (Hanna und Paco), Violeta und Rosa Maria ab, um dann weiter in Richtung Acapulco zu fahren. Wie sich das anhört! Ich fahre jetzt nach Acapulco – einfach so …
… dann doch nicht. Kurz vor Guernavaca, der Hauptstadt von Morelos, verlassen wir die Autobahn in Richtung Tepoztlán, fahren dann aber nach Ixcatepec. Ob ich denn keinen Hunger hätte – Hunger? Schon wieder? Wie kann man bloss so oft an Essen denken?
Wir halten also in dieser von Gott verlassenen Gegend an einer Imbißbude, wo ich erfahre, dass es hier das beste Fleisch der ganzen Region gibt.
Es wird in sehr dünne Scheiben geschnitten und in Öl eingelegt. So kann man es kiloweise kaufen oder gleich vor Ort braten lassen.
Das gebratene Fleisch (Cecina) wird dann in Maisfladen (Tortillas) eingelegt und mit etwas Salsa bestrichen, von dem man Schluckauf bekommt, so scharf ist das.
Schnell ein eiskaltes Cola aus der Kiste neben mir hinterher. Ich überlege laut, wie man ein paar Flaschen davon mit heim nehmen könnte, aber mir fällt nichts ein.
So sieht das also aus, wenn mir nach einer 8-Corona-Nacht die Luft wegbleibt. Ich esse aber tapfer weiter und lasse mir nichts anmerken.
Der Fleischverkäufer macht ein Bombengeschäft. Die Leute stehen jedenfalls Schlange.
Ansonsten geht es hier eher ruhig zu. Hunde, Rinder und Kinder laufen auf der Strasse durcheinander und manchmal kommt ein Pferd vorbei. Im Fluss waschen einige Frauen Wäsche.
Wir machen noch ein Foto und dann geht’s weiter, nicht etwa nach Tepoztlán (worüber ich noch immer nichts weiss), sondern zum Haus von Ivonnes Tante (von der ich noch gar nichts weiss).
Mitten in der Pampa halten wir an und ich gehe ahnungslos ein paar Meter spazieren. Dabei fällt mir ein Haus auf, das ich gerne kaufen würde. Drei Zimmer!
Ich betrachte eine Grille beim Grillen und ein paar Schmetterlinge fliegen vorüber. Plötzlich sind alle weg. In einem Haus verschwunden, das sich als besagtes Haus der Tante entpuppt.
Es gibt hier alles was man braucht. Wasser aus der Zisterne zum Wagenwaschen und Blumen giessen. Wasser aus gekauften Containern zum Trinken.
Ein Klohäuschen mit Wasserspülung (ich vermute mal aus der Zisterne) und Kanarienvögeln.
Zu allem Überfluss gibt es eine Terasse mit einer Sicht, die mich richtig neidisch macht.
Nachbars Hund mit Guckloch im Zaun und einen Tequila-Acker voller Agaven. Sowas hab ich auch noch nicht gesehen.
Es ist schön hier und der Hund bellt.
Sofort kommen ein paar andere und sehen nach dem Rechten.
Zurück zur Straße und weiter, Richtung Tepoztlán. Vermutlich zum Essen.
Aber jetzt wird geschlafen. Morgen bloge ich weiter.
Jetzt komme ich nicht mehr dazu, denn ich fliege gleich ab, aber die Bilder müssen noch sein. Keine Ahnung, warum ich jüngst so morbide Gedanken habe, ich habe gar keine Angst vor dem Fliegen. Trotzdem, man weiss ja nie und sollte immer so leben, als sei es der letzte Tag.
Ich habe alle 25 Jahre jüngeren Kolleginnen abgehängt und habe den Gipfel im Eiltempo erstiegen.
Die Pyramide aus dem 12. Jahrhundert ist der Gipfel. Etwas langweilig zwar, aber ich habe ihre Spitze erklommen und runtergeguckt. Der Blick ist in der Tat fantastisch. Unfassbar, wie ich zu sagen pflegte.
Aber ich glaube, das UNESCO-Weltkulturerbe sind diese Kollegen hier. Die liegen auf der Pyramide in der Sonne und lassen sich vom lieben Gott den Bauch kraulen. Der liebe Gott boin ausnahmsweise ich (hoffentlich kriege ich keine Tollwut) und das Foto habe ich speziell für Gina aufgenommen. So, und jetzt gehe ich zum Gate.