Paris

Der Rückflug beginnt reibungslos. Ich bezahle mein Hotel und zerre meinen Koffer zum Bahnhof von Maison-Lafitte, wo es über tausend Rennpferde geben soll. Am Schalter kaufe ich mir ein Bahnticket zum Flughafen Charles-de-Gaulle. Dann trete ich frohgemut durch das rostfreie Edelstahldrehkreuz, das sich hinter mir präzise in die Griffstangen meines nagelneuen Rimowakoffers einloggt … DAS KANN JA WOHL NICHT WAHR SEIN!!! Eigentlich müsste ich den Vorfall fotografisch dokumentieren, aber der Zug kommt. Ich bitte eine freundlich guckende Parisienne um Hilfe, die meinen Koffer beherzt mit Hilfe ihrer Monatskarte aus seiner misslichen Lage befreit … Merci, merci … und dann kommt schon der Zug.

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Ich stehe erschöpft von der Schlepperei und der Aufregung im Zug und beobachte, wie sich Paris in der Morgendämmerung nähert. Es ist fast ein bisschen wie Marie, Berlioz und Toulouse auf dem Rückweg zur alten Adelaide Bonfamille und ihrem schrecklichen Butler Edgar.

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Eine qualmende Fabrik zieht vorüber, Wohnwagen schlafender Gitannes, und der riesige Bogen im Vorort La Défence leuchtet in der Morgensonne.

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Gegen 8 Uhr 30 treffe ich in Châtelet-les-Halles ein und beschliesse erst mal anständig zu frühstücken. Check in Schluss ist schliesslich erst um 10 Uhr 05 und von 8 bis zehn sind es fast zwei Stunden.

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Ich kaufe mir in der Boulangerie ein knuspriges Croissant und setze mich zu einem Grand Café au Lait ins Café gegenüber. Unnötig zu sagen, dass das berühmte Drehkreuz (Edelstahl, rostfrei) mir nicht noch einmal einen solchen Streich spielen wird. Ich trage den Koffer, aber diesmal geht die Sperre überhaupt nicht auf. Ich wende mich verwundert an den Fahrkartenverkäufer, der mir höflich erklärt, die Fahrkarte sei abgelaufen. Gilt nur für einen Non-Stop-Fahrt. Ich blicke verzweifelt. Er ist gnädig und lässt mich trotzdem rein.

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Als ich endlich wieder im Zug sitze wird mir klar, dass es an ein Wunder grenzen wird, wenn ich den Flieger überhaupt noch bekomme. Am Flughafen renne ich rum wie ein aufgescheuchtes Huhn, muss wegen meines E-Tickets wieder zurück zum Airfrance-Schalter um mir die Buchung bestätigen zu lassen, bis ich schliesslich mit heraushängender Zunge am Check-in ankomme. “Mais c’est trop tard”, sagt der freundliche Afrofranzose mit traurigem Blick. “Nein”, sage ich bestimmt. “Ich habe noch genau zwei Minuten”. Als der Koffer schliesslich aufgegeben ist, stehe ich entspannt in Schlange am Security Check und öffne durstig die Sprudelflasche. Natürlich ist das Mineralwasser wegen der Rumrennerei aufbrausend und ich setze die Reise fort wie ein begossener Pudel.

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Als endlich die geliebte Landeshauptstadt von Baden-Württemberg in Sicht kommt bin ich erleichtert. Ich habe Lust auf eine Laugenbrezel.

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