Morgens erwachen wir bei gefühlt eisiger Kälte und wollen das Haus eigentlich gar nicht verlassen.

Wir müssen aber hinaus, um Gripsholms Slott, eines der königlichen Schlösser Schwedens zu besuchen.

Leider ist in dieser Jahreszeit das Schloss nur mit Voranmeldung besuchbar und wir sind ja nicht der König.

Eiskalt ist es jedenfalls und ich bereue es, ohne Mütze angereist zu sein.

Angeln die da? Die spinnen, die Schweden! Ich stelle mir vor, man fällt dabei ins Wasser …

Ich freue mich schon auf einen Kaffee dort drüben in Mariefred.

Aber erst muss alles brav angeschaut werden.

Sag ich’s nicht? Was ist das? Ein Trichter zum Einfüllen von heißem Glögg (nein, es ist damit nicht Glock gemeint)?

Die Beete sind interessant. Genau die Lavendelhecken, an die ich denke.

Ein Gewächshaus würde ich auch gerne bewohnen. Doris denkt sogar darüber nach, den royalen Adventskranz zu stehlen (nicht ganz ernst gemeint, natürlich).

Jedenfalls strahlt es schön warm durch die Scheiben. Vielleicht hält deshalb der Lavendel durch.

Im Schlosshof faszinieren mich die Ziegelmauern.

Alle sind ähnlich und doch ganz individuell.

Ich liebe diese Fast-Wiederholungen.

Es ist schon fast egal von was.

Wobei die draußen anders sind als drinnen.

Man fragt sich schon, warum die Kanonen auf das eigene Tor zielen.

Vielleicht, wenn der König mal schnell weg muss?

Dann endlich der erhoffte Kaffee mit einer unfassbar süssen Marzipantorte. Brrr …

Dann stehen wir vor Tucholskys Grab und ich sehe zum ersten Mal, dass er nur 45 Jahre als geworden ist. Es ist entsetzlich hier im Exil zu versterben und den Untergang des Horror nicht mehr mitzuerleben.

Alles Vergängliche
Ist nur ein Gleichnis;
Das Unzulängliche,
Hier wird’s Ereignis;
Das Unbeschreibliche,
Hier ist’s getan;
Das Ewig-Weibliche
Zieht uns hinan.

Goethe (Faust II)