Die Bischofskathedrale von Samtavissi

Tbilissi ist eine verwirrende Stadt. Die Russen nannten sie Tiflis, weil sie das georgische Orginal nicht auszusprechen vermochten. Es klingt in meinen Ohren, je nach Georgier, so ähnlich wie Tee-Blissie oder Behlissi. Ich bin nicht sicher und verstehe die Russen.

Dann senke ich den Blick und kann es nicht fassen, dass beide Aufnahmen von der selben Position aus geschossen sind. Tiflis und Tbilissi … das kann doch nicht dieselbe Stadt sein.

Wir leihen uns ein Automobil und fahren los. Der Verkehr ist (wie schon erwähnt) martialisch. Ich konzentriere mich darauf, niemanden totzufahren und ignoriere den Rest.

Nach ungefähr zwei Stunden verpassen wir die Ausfahrt, fahren bis zur nächsten und steuern über einen Feldweg aus riesigen Schlaglöchern (ich erinnere nicht, was zwischen den Schlaglöchern war) zurück auf die Autobahn in die entgegengesetzte Richtung. Zufällig finden wir die Bischofskathedrale von Samtavissi.

Die Kirche stammt aus dem 11. Jahrhundert, wurde aber wohl mehrmals zerstört und restauriert.

Aber selbst wenn man nicht genau weiß, welcher Stein nun aus welcher Epoche stammt, versetzt einen der Anblick doch ins Staunen.

Ich weiß nicht recht, mit welchem Objektiv ich aus welcher Richtung fotografieren soll und probiere einfach alle Objektive und alle Richtungen.

So eine Struktur habe ich noch nie an einer Kirche gesehen. Zwei Quadrate mit einer zentralen Halbkugel in einem Ornamentrahmen. Wofür steht das?

Die Halbkugel soll für Golgota stehen, die Quadrate für die vier Jahreszeiten, die vier Himmelsrichtungen und die vier Elemente – Erde, Wasser, Feuer und Luft?

Und darüber steht nochmals das Kreuz auf dem Berg Golgota? Ich bin verwirrt und eben doch kein Experte für Kirchensymbolik.

Ich entscheide mich für das 35 mm Objektiv und überlasse die Interpretation kundigeren Leuten als mir.

Nach innen gekehrte Erker? Wofür stand dies nun wieder?

Ich bin beeindruckt und frage mich, ob ich doch nochmals Kirchengeschichte oder Theologie studieren sollte. Das wäre zumindest eine überraschende Wendung meines Lebens.

Wein jedenfalls, kannte der Bischof schon.

Dann öffne ich die prächtig geschnitzte Tür.

Meine Augen benötigen ein bisschen Zeit, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, aber dann geht mir ein Licht auf.

Das 15 mm Objektiv ist ideal. Aber eigentlich würde ich den Anblick lieber verstehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.