Cuevas del Valle verlasse ich in strömendem Regen. Schade! Wie heißt es noch: Was Du heute kannst besorgen …, aber auch: Ich komme wieder, keine Frage … .
Wenn ich mich recht entsinne, hatte ich dies auch schon am Dead Horse Point in Utah gedacht und zu anderen Gelegenheiten. Dieses “Das nächste Mal schaue ich das aber ganz genau an!” funktioniert nie.
Ich fahre also zum Puerto del Pico hinauf. Auf der Passstraße sind schon die Schneestangen eingesteckt.
Auf der Nordseite wird es deutlich freundlicher und ich bin froh, dass vor mir einer trödelt.
Die Landschaft wird zunehmend weitläufig und wirkt irgendwie uneuropäisch.
Ich erreich Ávila, das mich trotz seiner imposanten Stadtmauer etwas enttäuscht. Vielleicht hatte ich zu hohe Erwartungen an den ersten Anblick geknüpft.
Die vollständig erhaltene Mauer ist aber beeindruckend. Daran gibt’s nichts zu rütteln.
Sie umschließt tatsächlich die gesamte Stadt, wird aber nicht mehr von feindlichen Truppen, sondern von freundlichen Touristen belagert.
Nach diesem Blick zurück steige ich versehentlich ins falsche Auto ein – selber Marke, selbe Farbe. Seltsam nur, es riecht nach Zigaretten und mein Bauch will nicht hinter das Lenkrad passen. Gott sei Dank passt der Zündschüssel nicht.
Dann wieder Wilder Westen. Ich scheine versehentlich in Kalifornien gelandet zu sein.
In Hernansancho sind viele Häuser zu verkaufen. “Se vende” steht auf den Schildern, aber ich denke immer, “On se vende, offensichtlich”. Der Ort war offenbar beim großen Regen überflutet. Überall liegt Schlamm auf den Straßen. Dieses Angebot finde ich im Internet:
65.000 €. Brandneue 140 m2 große Haus-Villa zu verkaufen.Haus von 95 m2.Es verfügt über eine Terrasse mit Küche und großem Eckkamin sowie einen Abstellraum mit einem Zwischengeschoss von 40 m2.Unabhängige Kabinen für Dieseltank und Kessel.
Zwei Schlafzimmer mit Einbauschränken, eines davon mit Doppelbett und das andere mit zwei Einzelbetten, ein Wohn-Esszimmer mit unbenutztem Kamin, eine kaum genutzte Küche, praktisch neu mit allen Geräten , eine Kühl-Gefrierkombination, eine große Spülmaschine, Dunstabzugshaube, Cerankochfeld und Backofen, komplettes Badezimmer mit Dusche.Ölheizung und Warmwasser.
Es wird komplett möbliert verkauft, wie auf den Fotos zu sehen ist.
Bestimmt könnte man hier einen ruhigen Lebensabend verbringen. Sehr ruhig. “Wer Nichts sucht wird hier fündig”, fällt mir ein.
Ob sich die Auswanderer ähnlich gefühlt haben, wenn sie mit ihren Planwagen im Wilden Westen ankamen? Schon – oder? Vielleicht sollte man die Option gar nicht voreilig verwerfen.
Ich fahre weiter. Landhaus mit 274.300 m² Grundfläche für 400.000 € zu verkaufen – 2 €/qm. Vielleicht, wenn ich nochmal jünger würde? Ich meine, Kinski baute eine Oper in den Urwald …
Dann durchquere ich einen riesigen Pinienwald, in dem Tausende von Bäumen geschröpft werden. Wozu? Wegen der Erze im Harz (wie die TAZ behauptet)?
Schließlich erreiche ich Coca und besteige den Torre San Nicolás.
Die Stadt scheint menschenleer, was aber an der Siesta liegt.
Es gibt eine bombastische Backsteinkirche, die leider Siesta macht. Da die Diebe ebenfalls Siesta machen, könnte man sie eigentlich offen lassen.
Noch gewaltiger ist aber die Burg, die aus Millionen von Backsteinen bestehen muss. Ich werde sie besichtigen – sobald die Burgherren ihre Siesta beendet haben.
Das Warten lohnt sich, schon allein wegen des lustigen Burgfräuleins an der Kasse, die sehr gut gelaunt scheint. Ich werde gewarnt, mir nicht den Kopf im Turmgewölbe anzudengeln, was ein guter Rat war.
Coca wird übrigens schon in Asterix bei den Spaniern erwähnt und ist sichtbar stolz darauf!
Schließlich nähere ich mich der Sierra de Guadarrama, die ich leider nicht mehr besuchen kann.
Noch einen Blick zurück in die Autonome Provinz Kastillien und León …
… dann grüßt mich Madrid.