Als ich aufwache ist es noch stockfinster. Das Telefon klingelt. Gottseidank ermutigende Nachrichten aus der Klinik. Ich versuche weiterzuschlafen, was mir nicht gelingt. Mein Biorythmus steht auf Mittagessen. Nach ein paar Korrekturen im Blog fotografiere ich den Blick aus meinem Hotelfenster. Seeehr schöööön:
Es ist inzwischen kurz nach 6 und ich überlege, zu Fuß nach Coyoacán zu spazieren. In sechs Stunden werde ich abgeholt. Mal sehen. Erst mal duschen.
Statt zu duschen (aufgeschoben ist nicht aufgehoben) bin ich nun also nach Coyoacán gelaufen, wobei letztes Wort eine Mischung aus Schwäbisch und Hochdeutsch ist. Knapp zwanzig Minuten habe ich benötigt, soviel wie die anderen bei der Parkplatzsuche. Einladend ist die Stecke allerdings nicht, aber immerhin auch nicht bedrohlich.
Im Zentrum angekommen fühle ich mich schon richtig heimisch, wobei die Cafés und Läden noch geschlossen sind und es riecht nach Regen. Ich betrete die San Juan Bautista auf leisen Sohlen und verspüre ein Bedürfnis zu beten. Gründe genug dafür gibt es. Das schrillende Telefon hindert mich aber daran und scheucht mich wieder ins Freie.
In der Panificadora Coyoacán erstehe ich ein riesiges Baguet mit Schinken und Käse und ein süsses Hefestückchen, ein Biscocho und gehe mit der Beute in den Park, um mir ein trockenes Plätzchen auf einer Bank zu suchen. Gar nicht so einfach, denn es hat frisch geregnet.
Was soll’s? Was ist schon ein nasser Hintern gegen dieses Megasandwich, dessen halbes Gewicht allerdings aus Mayonaise zu bestehen scheint. Böh! Und dann das süsse Stückchen und alles ohne Kaffee.
Auf dem Rückweg staune ich über die Müllwagen, deren Besatzungen aussehen, wie Ritter aus einer anderen Galaxie. Schade dass ich kein Foto machen kann, denn die Batterien sind völlig leer. Jetzt wird also endlich geduscht und ich koche mir eine Tasse Kaffee im Zimmer.
Eigentlich muss ich ins Bett, denn morgen heisst es um 5 Uhr aufstehen, aber jetzt wird erst noch geblogt, das ist auch wichtig: Der Flug nach Monterrey war kurz und heftig. Die Stewardesse schüttet mir einen Becher Cola auf die Hose, was mir irgendwie bekannt vorkommt. Dann sind wir da, nach einer Landung, als hätte der Pilot einen Zweitjob in einer Tequillafabrik. Vor dem Airport schlagen uns 39,5°C um die Ohren … hechel!
Monterrey ist riesig (5 Millionen Einwohner, wie ich erfahre) und von spektakulären Bergen umgeben, die ich auf ungefähr 3000 m schätze. Wir fahren auf dem Highway rund um die halbe Stadt, liefern unser Gepäck im Hotel Safi ab und brausen dann weiter auf einen Aussichtsberg.
Unterwegs kommen wir an schönen Bergwohnlagen vorbei, die aber wie in Rio so eine Art von Favellas zu sein scheinen. Das Viertel das man hier sieht ist eines der gefährlichsten von Monterrey – versteh einer die Welt.
Der Blick vom Cerro del Obispado ist überwältigend. Meine Begleiterinnen bekommen eine touristische Erläuterung während ich fotografiere.
Die Flagge ist gigantisch. Nur die in Mexico City soll grösser sein und die gilt immerhin als die grösste Flagge der Welt. Dass dieses Monstrum nur 250 kg wiegen soll finde ich schwer begreiflich. Man kann es nicht fotografieren, da jeder Maßstab fehlt.
Der Cerro de la Silla ist das Wahrzeichen der Stadt. Die ganze Aussicht ist einfach … hm? … UNFASSBAR!
Vielleicht sollte ich versuchen, den Kurzfilm über die Flagge zu posten? Ob das geht? Nein, aber vielleicht als Link?
Gegessen wird in einem typischen Grillrestaurant und zwar gebratenes Kitz vom Spiess mit Frijoles und Tecatebier in eiskalten Gläsern.
Von der Wand prangt seltsamerweise kein Kitz sondern ein Hirsch oder was haben die hier für Ziegen? Egal, ich muss dringend schlafen. Ich habe Schnupfen und etwas Fieber.
Ein Gedanke zu „Monterrey“