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Huế

Die Kaisergraeber von Hue sind ja per se schon eine Sensation … aber mit dem Motorroller (!). Gleich beim ersten Test, wie das Geschoss zu bedienen ist, vor dem Hotel, verfahre ich mich im chaotischen Verkehr und benoetige 35 Minuten, um in einer Seitenstrasse von einem Hotelangestellten wieder aufgefunden zu werden. Die Fahrt selbst wird spektakulaer. Ich bewundere Leute, die sowas machen. Auch der Abschluss der Motorradreise im chinesischen Viertel Hues ist sehr beeindruckend. Hier werden die Touristen aus Europa bestaunt und nicht die lokalen Bauwerke (wobei es noch hinter der letzten Huette eine kleine Pagode zu geben scheint). “Hello, hello”, rufen die Winzlinge froehlich. Und nicht nur die Winzlinge … eigentlich jeder. Am Schluss enden wir zwischen betrunkenen Schmieden in einer Holzhuette, die uns mit einer feschen Nikon-Spiegelreflexdigitalkamera fotografieren wollen. Fuer mich, eine Flut von unerwarteten Eindruecken! *** Im Hotel mieten wir einen Motorroller fÜr 7 Dollar pro Tag (zuzÜglich Benzin). Um zu testen, wie sich das im VerkehrsgewÜhle fÄhrt, drehe ich eine Proberunde … einfach 3x rechts … und schon bin ich wer weiss wo. Ich irre herum in diesem unglaublichen Verkehr und es gelingt mir immerhin immer wieder an den selben Cafés vorbeizufahren, wo man mich nach der 3. Runde belustigt zur Kenntnis nimmt. Stoisch drehe ich meine Kreise, bis ein Angestellter des Hotels, den man auf die Suche nach mir geschickt hat, mich in irgend einer Seitengasse aufgabelt und zurÜck lotst. Dann fahren wir gemeinsam los – mit Karte.

Wir besichtigen verschiedene KaisergrÄber, unter anderem die der Kaiser Minh Mang und Tu Duc, was vorerst schlecht illustriert bleibt, da ich hier mit der analogen Kamera fotografiert habe – und die Filme sind noch unentwickelt. Tu Duc soll in diesem Pavillion gesessen und gedichtet haben, vermutlich Über sich selbst. Bewacht werden die GrÄber jeweils von einem kleinen Heer von Verwaltungs- und MilitÄrmandarinen. Darunter steht schon auch mal ein Pferd … … und Jackfruits hÄngen von den BÄumen, wie im Schlaraffenland. Nach unserer lebendigen RÜckkehr von den KaisergrÄbern, wir sind ja keine Kaiser, entschliessen wir uns zu einer Expedition am ParfÜmfluss entlang ins chinesische Viertel von Huê. Ãœber die Dà o Duy Anh gelangen wir zur BrÜcke Über den Sông Ngu Hà , wo wir das Moped vor einer Pagode parken und zu Fuß das hier beginnende chinesische Viertel erkunden. Der Verkehr bleibt ein Gewimmel, umrandet von vielfÄltigen MarktstÄnden und Gassen zwischen geheimnisvollen HinterhÖfen. Ãœberall rufen die Kinder “Hello!”, “Hello!” und lachen dazu. Klar ist, dass wir die Attraktion des Viertels zu sein scheinen. Wir erreichen eine winzige Pagode am Ende einer Seitenstraße, die garantiert noch nie einen auslÄndischen Gast gesehen hat … von franzÖsischen und amerikanischen MilitÄrpatrols einmal abgesehen. “Hello, hello!!” Auf dem RÜckweg werden wir das Opfer von Wegelagerern, einer Gruppe leicht angetrunkener Auspuffschmiede, die uns “zwingen” in ihrem Esszimmer Platz zu nehmen. Mir wird leicht mulmig, als ich das Essen sehen, aber dann stellt sich heraus, warum ich hier sitzen muss. Einer der Anwohner kommt mit einer schicken Spiegelreflexkamera von nebenan und macht ein Foto von uns. AuslÄndische Touristen in unserer Werkstatt! Die Sensation. Alle gucken amÜsiert zu, auch die Kinder gegenÜber, auf der anderen Straßenseite. Gerade nochmal mit dem Leben davon gekommen, spazieren wir an den Hausbooten entlang zum Moped vor der Pagode … … und erwischen im VorÜbergehen das schÖnste Fotomotiv des Tages. Heute Abend essen wir in der Bar Des Amies, gleich neben dem Hotel, wo das Essen nicht besonders gut, aber ok ist. Die Cocktails sind eigentlich Überall gleich durchschnittlich und machen drunken – wie man bald an roter Nase sieht. Mir fÄllt auf, dass ich immer noch fast frisch rasiert aussehe, was sich gegen Ende der Reise Ändern wird. Die Bar Des Amies ist nur ein paar Schritte vom Hotel entfernt, aber dazwischen, in einer kleinen Seitengasse, liegt noch das Cafe on Thu Wheels, ein Globe Trotter Treff wie im Portugal der 70er-Jahre, wo man Touren buchen und Drinks drinken kann. Wir tun beides. Wir buchen eine Tour in die DMZ, die Demilitarized Zone und drinken noch ein paar Cocktails. Es ist nett hier. Es gibt sogar MÜsil … … und BÜcher, die man nicht kaufen, sondern nur tauschen kann. Ich habe aber kein Buch zum Tauschen, sonst hÄtte ich mir Ian McEwans “Saturday” ertauschen kÖnnen. Stattdessen zettelt Silke ein Holzturm-Spielchen an, bei dem ich mir zunÄchst wenig Chancen einrÄume. Ich verteidige mich trotzdem wacker. Der Turmbau zu Babel in Huê. Na warte, noch ist Babylon nicht geschlagen. Rumms! Ein Drink zuviel gedrunken?