Kunst am Bunker

Ich stehe vor Sonnenaufgang auf und frühstücke mit meiner Wirtin Chantal selbstgemachte Marmelade auf Baguette und Kaffee. Dann fahre ich wieder zum Strand.

Leider ist das Wetter schlecht, aber ich bleibe optimistisch. Immerhin regnet es nicht, aber die Idee mit dem frühen Sonnenlicht scheint ein Anachronismus zu sein.

Ich besteige den Nachbarn meines Lieblingsbunkers und schaue nach Süden. Von den Pyrenäen und von Bayonne im Morgenlicht keine Spur.

Wenn ich nun aber schon einmal da bin, dann bleibe ich wenigstens optimistisch. Vielleicht kommt ja doch noch ein Sonnenstrahl.

Ein großartiger Klotz! Ist das Werbung? Egal, selbst wenn, wäre es Kunst. Wenn es nicht so anstrengend für die Fußgelenke wäre, würde ich alle Bunker am Atlantik fotografieren.

Die Kunstwerke darauf sollten unter Denkmalschutz stehen.

Selbst bei schlechtem Wetter. Kaum zu glauben, was für ein Feuer-speiender Monsterklotz dies einmal war.

Dann plötzlich reist tatsächlich die Wolkendecke auf.

Ich bin begeistert und fotografiere aus allen Perspektiven. Schade, dass man keine Berge sieht. Und auch Bayonne bleibt verborgen.

Ich renne die Düne hinauf … naja, rennen … so schnell mich der an der Ferse verletzte Achilles eben trägt. Mein Lieblingsbild von gestern im Morgenlicht.

Schnell das Objektiv gewechselt. Aber Moment! Wer kommt denn da?

Das ist doch die junge Frau aus dem Hamburger VW-Bus auf dem Parkplatz vorne – oder? Sie macht sich an der Ecke zu schaffen, wie eine forensische Polizistin bei der Spurensuche.

Ich wechsle nochmals das Objektiv, denn im Weitwinkel kann ich nichts erkennen. Wäscht sie einen Pinsel aus? Ob sie eine Künstlerin ist?

Dann fotografiert sie die Ecke. Ich glaube, unter der weißen Schrift wohnt jetzt ein neuer Klecks.

Auch sie wechselt mehrmals die Perspektive. Wird das ein Film? Am Ende sehen wir das Werk auf der nächsten Dokumenta?

Sehr interessant. Ich könnte fragen gehen, aber mein Fuß tut weh. Deshalb beschließe ich schweren Herzens diesen Ort zu verlassen. Ich muss arbeiten.

Auf dem Rückweg Actionstrand. Langweilig, im Vergleich zu morgenlichten Kunst am Bunker. Vielleicht meldet sich die Künstlerin ja und erklärt ihr Kunstwerk. Das wäre schön.

Sogar den Kindern ist hier langweilig. Aber schade ist es doch. Ich hätte gerne einen Surfwettbewerb fotografiert.

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