Goris zwiespältiger Sohn

Dann erreichen wir Gori, in dem dieses Haus hier steht. Es hat die Welt doch ziemlich stark beeinflusst und dies nicht unbedingt zum besten.

Wobei ich sagen muss, dass es etwas schauriges hat zu spüren, dass hier ganz normale Leute gewohnt haben.

Das Haus sieht gemütlich aus, als hätte man hier eine arme, aber dennoch glückliche Kindheit verbringen können.

Der Vater wirkt etwas hart, aber nicht unsympathisch.

Und ich muss zugeben, dass ich hier auch zum ersten Mal sympathische Fotografien des berühmten Sohnes sehe.

Die Sowjets haben Stalin direkt hinter seinem Geburtshaus ein Museum errichtet und die Georgier haben es exakt so gelassen.

Ein Museum im Museum, so erklärt ein spanisch sprechender Führer seinen staunenden Gästen, die ein Stalin-Fanclub aus Madrid sein könnten.

Ich habe gehört, der Georgier Stalin sei bis heute ziemlich populär in Georgien, weniger wegen seiner Taten, als wegen seiner Identität. Es ist schwer zu beurteilen, was stimmt und was nicht.

Jedenfalls wusste ich nicht, dass Stalins ältester Sohn Jakow in Sachsenhausen erschossen wurde, nachdem der Diktator einen Austausch gegen General Paulus abgelehnt hatte, da er einen einfachen Soldaten nicht gegen einen General tauschen würde. Der Sohn jedenfalls wirkt auch ganz sympathisch.

Das Museum ist unbedingt sehenswert – nicht wegen ideologischer Fragen, sondern wegen den unerwarteten Einblicken in Details der Zeit.

Trotzky kannte ich bisher nur aus Coyoacan bei Mexico City. Dort fröstelte mich die Vorstellung, dass Stalin ihn in seinem Festungs-ähnlichen Haus mit einem Eispickel erschlagen lies.

Und nun sind wir hier am anderen Ende der Welt und sehen den Waggon, mit dem der Diktator 1945 nach Potsdam reiste, um die Nachkriegsordnung Deutschlands zu entscheiden.

Und blicken staunend auf die Edelholzbrille, auf der er während dieser Reise Platz nahm.

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