Ich rase mit dem Auto von Jena nach Paris. Unterwegs fahre ich einen Umweg von 25 km um mir in einem Dorf, das sehr an den Film Delikatessen erinnert, ein Baguette und Jambon zu kaufen. Ankunft in Le Pecq spät in der Nacht. Leiff zeigt mir ein Hotel, in dem ich eine Nacht verweilen darf. Eine Nacht nur, denn es ist schön, aber teuer. Es ist schon dunkel, aber das Haus wirkt altehrwürdig. Ich bin gespannt auf den nächsten Morgen.
Im Pavillion Henri IV in Saint-Germain-en-Laye, dem Geburtshaus von Louis XIV, frühstücke ich in strahlendem Sonnenschein mit herrlicher Sicht über Paris.
Aufgrund des Streiks der SNCF liegt aber ein Höllensmog in der Luft, sodass ich trotz herrlicher Sicht nichts sehe.
Der Marmorboden an der Rezeption ist – widdiwiddiwiddi – etwas (ziemlich!) rutschig und prägt mir seinen spiegelblanken Abdruck in den Steiss. Eindrucksvoll! Ich habe Glück und breche mir nicht das Handgelenk. Monsieur Le Portier schaut sorgenvoll auf den am Boden liegenden Gast, weist aber im Hinblick auf den makellosen Boden jede Verantwortung von sich.
Das Hotel de la Paix gibt sich weniger eindrucksvoll, aber genau so teuer. Dafür liegt es im Cartier Gros Caillou und somit sehr viel näher am Eiffelturm.
Es gibt frische Austern im Restaurant nebenan, was irgendwie zum schlechten Wetter passt. Ich verspeise lieber ein Cassoulet mit Saucisses de Toulouse. Leider stammt es aus Castelnaudray und hat auf dem weiten Weg in die Hauptstadt schon etwas Frische eingebüsst.
Die Nacht ist unbequem und laut – kein Liebesstöhnen, wie es sich für ein Hotel am Eiffelturm gehört, sondern Kindergeschrei und das Knistern meiner Plastikmatratze. Dafür stimmt die Atmosphäre (jedes Böhnchen ein Tönchen – Nachhall des Cassoulets, ich schiesse zurück). Über selbiger (also irgendwo in der Stratosphäre) liegen auch die Preise. Spinnen die? Zehn Mark für einen kleinen Kaffee im Café Champs du Mars?
Die Croissants aus der Boulangerie Artisanale sind dafür unbeschreiblich lecker. Ich könnte mich reinlegen, wären sie bloss nicht so fettig.
Auch „die“ Tour Eiffel begeistert mich immer wieder. Ein Monstrum aus Stahl, das nachts wie eine Wunderkerze blinkt. Was hätte ich in Paris gemacht, ohne den Eiffelturm? Ich hätte mich auf dem Rückweg aus der Salsathek ins Hotel ganz jämmerlich verlaufen und bei den Clochards in Umzugskisten unter Einkaufstüten im Eisregen übernachten müssen. Glücklicherweise ist der glitzernde Stahlkoloss aber überall gut zu sehen und man kann ihm entgegen gehen in der Nacht.
Apropos Salsathek: Das La Coupole, wo es einst berühmte Parties gegeben haben muss, läd heute nicht offensichtlich zum Tanzen ein – oder bin ich im falschen Distrikt? Hier kann man sicher essen und Bier trinken wie Louis de Funes – aber tanzen?
Im La Pachanga, in der Nähe des Gare de Montparnasse, isst man hervorragend mit Blick auf die Tanzfläche. Das Tanzen selbst funktioniert mit Animation durch den DJ, der dafür sorgt, dass jede Dame schnell einen adäquaten Tanzpartner findet. Unverhofft befinde ich mich mitten in einer Rueda und bringe die gesamte Choreografie durcheinander.
Auf dem kilometerlangen Rückweg begegnet mir ein Citroen HZ. Seufz. So einen wünsche ich mir bis heute.
Und das unter dieser Kulisse. Das ist ja fast schon ein bisschen kitschig.