Ich weiss, man sollte sich auf Reisen nicht mit schlechten Gedanken aufhalten, aber Nha Trang macht es mir einigermassen schwer. Das Phu Quy Hotel ist die schlechteste Behausung in Vietnam bisher. Zum Fruehstueck einen billigen Toast und ein zweites Getraenk kostet extra – und zwar das teurere der beider Getraenke. Es geht zwar nur um Pfennigbetraege, nervt aber trotzdem. Wie gesagt, es passt zu „Nizza Vietnams“, denn in Nizza ist es kaum besser (wenn man vom Cafe absieht). Es ist einigermassen frustrierend, diese Stadt hier zu sehen. Ein Kilometer-langer Stadtstrand mit Palmen und gleich daneben die Baustellen der riesigen Hotels. Sheraton, Novotel und wie sie alle heissen schiessen gleich 50 m vom Strand 20 Stockwerke in die Hoehe. Diese Stadt zerstoert in Windeseile eine ihrer wichtigsten touristischen Resourcen – das Flair. Ich ziehe mich jetzt mit verdorbenem Magen, Halsschmerzen und einem mangelhaften Bart beleidigt ins Bett zurueck. ***
Morgens sind die Halsschmerzen endlich weg, aber vom Antibiotikum scheine ich Verdauungsprobleme zu bekommen. Mir graut vor der Vorstellung in einem Gummianzug eingesprerrt unter Wasser zu sein und ich beschließe, auch die Tauchexkursion zugunsten eines Hotelaufenthalts ausfallen zu lassen während Silke mit dem Boot zu einer Insel fährt und im chinestischen Meer grundelt.
Ich unternehme statt dessen eine Wanderung zu den Thap Ba Ponagar Cham-Türmen im Norden der Stadt. Auf der Tran Phu Brücke, bei mindestens 43°C im Schatten, ist mir so heiß, dass mir fast ein wenig mulmig wird. Fotos gibt es später, da ich analog fotografierte und die ilme noch nicht entwickelt sind.
Nachmittags gehen wir in ein nahe gelegenes Restaurant Fischcurry essen. Ich trinke mindestens zwei Liter Mangoshake, bis er mir zu den Ohren raus kommt. Dann erledigen wir die Buchungen für unsere Weiterfahrt nach Sai Gon und gehen an den Strand.
Der Strand von Nha Trang könnte sehr schön sein, wenn bloss nicht überall Hochhausbaustellen der grossen Hotelketten den Duft von Beton verbreiten würden.
Auf dem Rückweg vom Strandstossen wir auf eine Ausstellung für Seidenstickerei, die wir zunächst für ein Museum halten, das sich dann allerdings als Laden entpuppt. Die Stickerinnen arbeiten teilweise ein jahr und mehr an einem Bild, das dann 1000 Dollar kostet – den Gewinn des Unternehmens inklusive.
Die Lichteffekte sind unglaublich, ach wenn man zuhause nicht wüsste wohin damit.
Manche der Arbeiten sind aber wirklich hübsche Kopien berühmter vietnamesischer Künstler. Draussen, im Café des Amis wird schon wieder gegessen.
Auch der Travel-Adventure Shop nebenan hat noch geöffnet – ich bin gespannt auf die Mopeds morgen.
Dann bekomme ich Hunger. Ein gutes Zeichen. Es soll am Ende der Straße ein deutsches Restaurant geben, in dem man Schwarzbrot bekommt. Es ist mittlerweise aber einem Luxushotel gewichen und soll jetzt am anderen Ende der Straße sein.
Dort existiert es aber auch nicht mehr, wie uns die deutsche Wirtin eines russischen Restaurants erklärt. Wir nehmen ein Taxi und fahren ans andere Ende der Stadt, in ein Restaurant, dass sich als Hotel ohne Küche entpuppt. Grrr!
Schliesslich enden wir in einem kleinen Restaurant in einer Nebenstraße, in der Silke vom Wirt einen Eimer voll Reisschnaps serviert bekommt …
… und zum Essen einen leibhaftigen Frosch. Ich will auch einen Schnapps!